Queer Cinema 2014 Schwul-lesbisch-trans*geniale Kinocharts
		22.01.2014 [Johannes Jarchow]
TRANS*FILM TOP, LESBENFILM FLOPP Seite 1: Krise des Lesbenfilms | Seite 2: LGBT Kinocharts Wir müssen über MÄNNERHORT reden, den erfolgreichsten Kinofilm 2014 inkl. eines L-, S-, B- oder T-Charakters. MÄNNERHORT ist mit seinem verkappten Homo-Vertreter der DAMPFNUDELBLUES diesen Jahres. Schwul, aber nicht queer genug, um würdig in die offiziellen LGBT Kinocharts aufgenommen zu werden. Mit über einer Million Kinobesuchern hätte der unsere Statistik gehörig durcheinandergebracht, noch mehr als die 500.000 Kinobesucher des Vito-Russo-Test-deklassierten DAMPFNUDELBLUES im letzten Jahr. Warum MÄNNERHORT in unserer queeren Hitparade nichts zu suchen hat, haben die Kollegen vom Berliner Stadtmagazin TIP schön zusammengefasst, - "Schwule Klischees werden nicht lustiger, wenn der Bezugsrahmen allgemeine Männerklischees ödester Bauart sind." - und Detlev Buck auf Platz 76 der peinlichsten Berliner 2014 gewählt.
Friedrich Mücke scheint kein Berliner zu sein, sonst hätte er sich mit seiner Paraderolle als dauerheulende, hysterische Dramaqueen in ALLES IST LIEBE ebenfalls direkt ins Ranking gespielt. Zum Glück gibt es in der Romantischen Komödie noch Christian Ulmen, der im Interview mit der BILD für ein emanzipiertes, queeres Rollenverständnis eintritt: "Schwul-Sein an sich ist mimisch nicht darstellbar. Außer das übertrieben tuckige Heididei-Ding, aber das wollten wir auf keinen Fall.“ QUEERmdb-Test bestanden, Platz 1 der schwul-lesbischen Kinocharts 2014: ALLES IST LIEBE.
Neben dem Erstplatzierten haben es vier weitere Filme geschafft (einer mehr als 2013), die runde 100.000-Marke zu knacken, wennauch wie im Fall von PRIDE äußerst knapp im Endspurt hinter der Jahresgrenze. Die zehn erfolgreichsten LGBT-Filme hatten 2014 insgesamt knapp über eine Million ZuschauerInnen, ein Plus von über 200.000 ZuschauerInnen im Vergleich zu 2013. Erfreulich, der Anteil von Filmen innerhalb des Queer Cinema mit Trans*-Thematik ist auf 31% gestiegen. Allein in der Top-10 sind drei Filme vertreten. Der erfolgreichste ist auf Platz 2: DALLAS BUYERS CLUB - von Euch auch zum besten LGBT-Filmes des Jahres gewählt. Damit gesellt sich zu den drei Oscars für Hauptdarsteller Matthew McConaughey, Nebendarsteller Jared Leto und die beste Schminke nun auch der DramaQueen User Award 2014 in die Trophäen-Vitrine von DBC.
Der Filmliebling der QUEERmdb-Redaktion hat es mit 15.000 Zuschauern ebenfalls noch in die Top Ten geschafft. Die DramaQueen für den Film des Jahres geht an SAG NICHT, WER DU BIST. Keine Chance auf eine Platzierung hatte hingegen das mit der DramaQueen für den besten Lesbenfilm ausgezeichnete Horrordrama PROXY, dem in Deutschland ein Kinostart verwehrt blieb. Eine Veröffentlichung erfolgte lediglich auf DVD. Der DramaQueen-Gewinner für den besten Trans*film, 52 TUESDAYS, lief ausschließlich in Rahmen von Festivals und Sondervorstellungen, die DVD kann man nur als UK-Import kaufen.
Zurück zur Ausgangsfrage, wie es eigentlich um den Patienten Lesbenfilm in Deutschland bestellt ist. Und damit zu einer weiteren schlechten Nachricht - I'm just the messenger, don't shoot me down! Der einzige (Stell-)Vertrer des lesbischen Films in der Top Ten der Queeren Kinocharts 2014 ist das fünftplatzierte Drama PRIDE, ausgerechnet ein Film, bei dem es die Kampflesben (im Zusammenhang mit diesem Film darf man das Wort in bester Absicht verwenden) nur im Verbund mit ihren Konkurrenten und Mitstreitern, den Kampfschwulen, gibt.
QUEERE KINOCHARTS 2014 01. Alles ist Liebe (341.229 Zuschauer) 02. Dallas Buyers Club (185.280) 03. Coming In (145.693) 04. Yves Saint Laurent (132.684) 05. Pride (ca. 100.000) 06. Alles inklusive (89.712) 07. Maman und ich (30.832) 08. Kill Your Darlings (17.815) 09. Sag nicht, wer du bist (15.066) 10. Rosie (12.998)
Der kommerziell erfolgreichste Lesbenfilm 2014 ist DIE POETIN. Mit Knapp 8.700 Kinobesuchern hat es nur für den zwöflten Platz nach Teddy-Gewinner IM NAMEN DES... gereicht. Dafür gehört die DVD-Veröffentlichung zu den meist verkauften LGBT-DVDs des Jahres. Zum Abschluss noch ein Blick auf die Gesamtzahl aller Kinobesucher je LGBT-Segment im Vergleich zur Anzahl der Veröffentlichungen. Dank des Erfolges von DALLAS BUYERS CLUB, ALLES INKLUSIVE von Doris Dörrie und MAMAN UND ICH war der Trans*film 2014 kommerziell erfolgreicher als der Lesbenfilm, dem im letzten Jahr ein Zuschauermagnet wie BLAU IST EINE WARME FARBE fehlte. Seite 1: Krise des Lesbenfilms | Seite 2: LGBT Kinocharts

Bilder: Coming In - © Warner Bros, Männerhort - © Constantin, Männerhort - © Constantin, Pride - © Senator, Die Poetin - © Pandastorm

Kill my Darlings - © Koch Media, Maman & ich - © Concorde, Praia do Futuro - © Real Fiction, Sag nicht, wer du bist! - © Kool Film

Im Namen des ... - © Edition Salzgeber

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