Wie ein weißer Vogel im Schneesturm (Film 2014) | Neue Gay-Filme auf DVD [nu queer cinema: Bisexualität]

Wie ein weißer Vogel im Schneesturm -- POSTER

Wie ein weißer Vogel im Schneesturm (2014)				★★★★★★☆☆☆☆
OT: White Bird in a Blizzard AKA: Pájaro blanco de la tormenta de nieve (E) AKA: Белая птица в метели (RUS) Thematik: bi, schwul Kriminaldrama (Frankreich/ USA) Laufzeit: 01 Stunde 31 Minuten Premiere: 20. Januar 2014 (Sundance FF, USA) DVD-VÖ: 07. August 2015 CAST Mark Indelicato (Mickey) ♂♂ Christopher Meloni (Brock Connors) ♂♂♀ Shiloh Fernandez (Phil) ♂♂♀ Shailene Woodley (Kat Connors) Eva Green (Eve Connors) Thomas Jane (Detective Scieziesciez) Angela Bassett (Dr. Thaler) Gabourey Sidibe (Beth) Ava Acres (achtjährige Kat) Dale Dickey (Mrs. Hillman) Sheryl Lee (May) Michael Patrick McGill (Aaron) Jacob Artist (Oliver) Brenda Koo (Cindy) Jill Johnson (Secretary) Alon Dina (Goth Club Tänzer) Regie/ Drehbuch: Gregg Araki ♂♂♀ Romanvorlage: Laura Kasischke HANDLUNG Der junge sensible Evan (Harry Hains), als Waise aufgewachsen, hatte es nicht immer leicht. In seiner Beziehung mit dem forschen Chris machen sich zudem schleichend die finanziellen und sozialen Unterschiede der beiden bemerkbar. Sie lieben sich, aber dennoch kratzt das an der Idylle. Bei einem Flohmarkt in der Nachbarschaft stößt Evan auf eine alte Super-8 Kamera, die in einer Kiste mit verstaubten Filmrollen liegt. Darauf zu sehen sind zwei Teenager, deren Freundschaft etwas Geheimnisvolles birgt. Bald lernt Evan den etwas älteren Peter kennen, der sich als einer der Jungs auf den Filmrollen entpuppt. Aus einem harmlosen Flirt entwickelt sich schnell eine leidenschaftliche Affäre, die nicht unentdeckt bleibt. Kann sich Evan zwischen dem mysteriösen Peter und seiner Langzeitbeziehung mit Chris entscheiden? ARTIKEL ZU WIE EIN WEISSER VOGEL IM SCHNEESTURM Die 20 besten schwul-lesbischen Filme 2015 KOMMENTAR ZU WIE EIN WEISSER VOGEL IM SCHNEESURM NEXT GENERATION ODER BACKLASH? [Johannes Jarchow] (...) Vor allem, was den Spannungsbogen angeht, macht Araki handwerklich einiges falsch. Man ahnt zu früh, was mit der Mutter (fabulous: Eva Green) passiert ist. Und mit dieser Erkenntnis gestaltet sich die restliche Veranstaltung etwas zäh. Das Krimidrama tritt mehr oder weniger auf der Stelle, überbrückt dies aber stimmungsreich mit poetischen Bildsequenzen. Das in Arakis Œuvre präsenteste Grundthema, Alltag und Langeweile, tut sein Übriges, WHITE BIRD IN A BLIZZARD runterzuziehen. Denn diesmal sind die Ausbruchsversuche der Protagonisten weder erfolgreich noch spannend anzusehen. Schlussendlich kann ein smarter Twist doch noch überraschen. Allerdings wird dieser, in deutlicher Diskrepanz zur vorangegangenen ausgedehnten Erzählweise, nur noch in Rückblenden abgehakt. Da frage ich mich, warum sich Araki für sein Signaturmotiv plötzlich keine Zeit mehr nimmt. Hat er, vielleicht beeindruckt vom New Wave Queer Cinema seiner Kollegen, seine jehe Selbstverständlichkeit von freier Sexualität als bedeutungslos erklärt und überwunden - New Wave Queer Cinema 2.0? War der berühmte Weg das Ziel? Dann habe ich unterwegs irgendwas verpasst. Queerfaktor: 7 (Screentime 2/5 + Emanzipation 5/5) Bunnyfaktor: 6.5				QUEERmdbINFO: Bisexualität im Queer Cinema Regisseur und Drehbuchautor Gregg Araki gehört zu den Ikonen und Vorreitern des Neuen Queeren Films, insbesondere im bisexuellen Segment. Kein Wunder, sieht er sich auch selbst weder als Hetero noch als Homo. Obwohl Bisexualität verbreiteter ist als gleichgeschlechtliche Sexualität, wurde sie im Kino von jeher deutlich seltener verhandelt (oder in den Subtext verbannt) und dem lesbisch-schwulen Film zugeordnet. Darin spiegelt sich die lange Zeit gesellschaftlich und wissenschaftlich verbreitete Annahme, es handle sich nicht um ein eigenständiges Phänomen. Gleiches gilt für die Transidentität, obschon die noch weniger mit Homosexualität gemein hat. Bisexuelle werden weiterhin von Heterosexuellen und Homosexuellen gleichermaßen ausgegrenzt, diskreditiert und nicht ernst genommen. Jack McFarland formulierte es in WILL & GRACE in etwa so: "Bi ist nur eine Zwischenstation nach Homoville" - und trifft damit die geläufige Haltung auf den Kopf. Da stellt sich die Frage, welchen Sinn das kulturelle LGBTIQKonzept überhaupt (noch) hat. Sammeln wir so lange Buchstaben, bis alles außerhalb des hetero- und cisgeschlechtlichen Formkreises vertreten ist, und tanzen dann gemeinsam zu einem Bootyleg aus Madonna, Dana International und vietnamesischer Folklore? QUEER als gemeinsame Haltung bleibt so lange Utopie, bis wir dieses und andere Label nicht mehr brauchen. Die Anzahl der Buchstaben reicht nicht aus, um unsere Identitäten zu beschreiben. Wir sind Milliarden und jeder ist anders. Ich tanz drauf! Und komme doch wieder zu den nichtqueeren Konzepten zurück, hier soll es ja um das Bi im Film gehen. Wer kennt neben Araki einen weiteren Regisseur, der sich diesem Sujet angenommen hat? Mir fällt Desiree Akhavan ein, deren Film APPROPRIATE BEHAVIOR (2014)* gerade gefeiert wird und genau in diese Kerbe schlägt. Gefeiert auch deshalb, weil sich in der Popkultur der Modetrend abzeichnet, die bislang sträflich vernachlässigten anderen beiden Buchstaben des LGBT-Kanons, B und T, vermehrt in den Focus zu rücken. Dieser Trend spiegelt sich auch in der Anzahl von Veröffentlichungen und Einspielergebnissen wider, wie der QUEER CINEMA JAHRESRÜCKBLICK 2014 zeigt. Ganz oben im medialen Fahrwasser: Prominente wie Caitlyn Jenner, die ihre Geschlechtsumwandlung als Realityserie vermarktet, oder ORANGE IS THE NEW BLACK-Sternchen Laverne Cox, Amazons Vorzeigeserie TRANSPARENT und Kristen Stewart, die es als überholt empfindet, ihre Sexualität definieren zu müssen. Dieses neue Selbstbewusstsein wäre ohne das Avantgarde-Kino von Araki und Kollegen heute kaum denkbar. Hätte sich keiner traut, als erster gegen den Strom zu schwimmen, gegen alle Widerstände und Konventionen neue Visionen zu formulieren, wir würden immer noch glauben, die Erde sei eine Scheibe auf dem Rücken einer riesigen Schildkröte -- um mit einem ärgerlichen Allgemeinplatz zu enden. Der queere Film ist, und der nichtqueere auch, eine Erfindung - wie die Liebe.

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