Ku'damm 56 (2016) |
★★★★★★★★☆☆ |
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KU'DAMM 56 begleitet das
Schicksal eines schwulen Mannes im homophoben Berlin der 50er
Jahre, der alles versucht, die Hetero-Fassade aufrechtzuerhalten
und von seinem Leiden kuriert zu werden. OT: Ku'damm 56 AT: Lieben - aber wie? AKA: It's alright Thematik: schwul, Homophobie, Bisexualität, Coming Out, ex-gay TV-Mehrteiler (Deutschland) Laufzeit: 04 Stunden 35 Minuten TV-Premiere: 20. - 23. März 2016 (ZDF) * CAST VON KU'DAMM 56 August Wittgenstein (Wolfgang von Boost) ♂♂ Sonja Gerhardt (Monika Schöllack) Claudia Michelsen (Caterina Schöllack) Maria Ehrich (Helga Schöllack) Emilia Schüle (Eva Schöllack) Heino Ferch (Professor Fassbender) Uwe Ochsenknecht (Fritz Assmann) Sabin Tambrea (Joachim Franck) Trystan Pütter (Freddy Donath) Katharina Schüttler (Sonja Lundi) Robert Schupp (Gerd Schöllack) Anne Werner (Christa Hauer) Markus Boysen (Otto Franck) Paula Kober (Fräulein Martina) Martina Schöne-Radunski (Sissi) Ferdinand Dörfler (Onkel Heiner) Steve Windolf (Rudi Hauer) Regie: Sven Bohse Drehbuch: Annette Hess KOMMENTARE ZU KU'DAMM 56 [Martin Dost] Ein sehr kurzweiliger, gar spannender Dreiteiler von insgesamt 280 Minuten auf für eine TV-Produktion ungewohnt hohem Niveau. Sowohl der Bildaufbau als auch die detailverliebte Ausstattung bieten gemeinsam mit der Musikauswahl (50er-Jahre Kitsch versus aufbegehrendem Rock'n'Roll) immer wieder fesselnde Momente. Auch berühren die in ihrer jeweiligen Not gut, ja liebevoll gezeichneten und durchgehend gut besetzten Figuren, denen man vor dem Hintergrund der Zwänge der dargestellten Epoche so manches zu vergeben bereit ist. Selbst der Mutter, die den erlebten gesellschaftlichen Druck ungefiltert an die Töchter weiter gibt, gilt ein Augenblick der Sympathie. Und Monikas Vergewaltiger, dem sie vergeben kann und der schließlich zu einem ihrer zwei Liebhaber avanciert, nachdem auch sie ihn hat bluten lassen, vergeben wir mit ihr und wünschen uns, beide mögen eine ganze Weile nach dem offenen Ende des Dreiteiles endgültig zueinander finden. Ein solcher Weg bleibt Wolfgang offenkundig verbaut. Er verbirgt seine "Krankheit", verlangt von Prof. Dr. Fassbenders (Heino Ferch), er möge ihn heilen. Fassbender assistierte während des Dritten Reiches bei der Implantation von Hormondrüsen als Therapie schwuler KZ-Insassen – was keiner überlebte. Wolfgang erhält eine Aversions-Behandlung: durch elektrische Schmerzreize soll er, ähnlich Pawlows Hund, seine "Neigung“ verlernen. Seiner Frau Helga gegenüber gibt sich Wolfgang streng, verweist sie hinter die Schranken ihrer im Wertegerüst der 50er Jahre zugedachten Rolle. Begehrt sie auf und kritisiert ihn in seiner brüchigen Männlichkeit, ist eine Ohrfeige die Antwort. Er ist sich bewusst, dass er als Staatsanwalt eine Gesetzesmoral vertreten muss, nach der es "verboten ist, wenn Männer Männer lieben" und, so ergänzt Helga, "es erlaubt ist, dass Männer ihre Frauen schlagen". Beide sind Gefangene ihrer Zeit und aus ihrer Not heraus bereit, nach deren Moral zu leben. Letztlich offenbart Wolfgang sich Helga. Er bittet sie, bei ihm zu bleiben. Sie, die nicht als gescheiterte Ehefrau gelten will, willigt ein, verlangt dabei von ihm absolute Diskretion, verlangt also von ihm, sein Verlangen im Geheimen zu leben. Und hier willigt er nun ein - alles andere als ein Einzelschicksal, wie jeder weiß. Ganz großartig die Mutter, gespielt von Claudia Michelsen, mit der vom Körper abgespreizten rechten Hand und der in die Hüfte gestemmten Linken, die ihre ganze Ambivalenz in Haltung übertragen, während die strenge Mimik moralische Unantastbarkeit vorgaukelt, nicht zuletzt ihr selbst. Dann die bezaubernde Nika, Sonja Gerhardt, der es als einziger gelingt, sich aus dem Korsett ihrer Zeit zu befreien. Tragisch schön August Wittgenstein als Wolfgang, ätherisch schön Sabin Tambrea als der junge Herr Frank. Ausnahmslos spielen sie gut, die Damen und Herren der schauspielerischen Zunft. Queerfaktor: 6 Der Anteil des mit und gegen seine Homosexualität kämpfenden Wolfgang von Boost an der Gesamthandlung ist relativ gering. Auf einen der vier wesentlichen dargestellten Lebenswege nimmt er als Schwager der Protagonistin Monika jedoch erheblichen Einfluss. Gegen die Prüderie der Zeit aufzubegehren bringt Leid, sich mit ihr zu arrangieren ebenso. Monika wählt den ersten Weg, Wolfgang den zweiten. Die sorgfältige Darstellung einer von Überbleibseln nationalsozialistischer Moral durchflochtenen Epoche machen seine Resignation nachvollziehbar. Wolfgangs Leidensweg erscheint dennoch als ein zu seiner Zeit leider verhallender Appell zur Emanzipation gegenüber diesen Konventionen, denen unterzuordnen er sich noch gezwungen sieht. Bunnyfaktor: 3 Wolfgang ist sehr attraktiv, jedoch wenig sexy, da er sich selbst und sein Begehren nicht positiv zu besetzen vermag. Im Gegenteil, er verachtet sich dafür. Sex mit Männern erlebt er schnell und heimlich in Parks, mehr gibt es nicht für ihn. Als Mann einen Mann zu lieben hat keinen Raum. |
HANDLUNG VON KU'DAMM 56 In der Berliner Tanzschule „Galant“ trifft Emanzipation auf die Prüderie der 50er-Jahre: Caterina Schöllack, Besitzerin der Tanzschule, hat nur ein großes Ziel: ihre drei Töchter möglichst gut zu verheiraten. Zwei Mädchen scheinen dem Wunsch ihrer Mutter gerecht zu werden: So glaubt Helga mit dem Juristen Wolfgang von Boost eine glänzende Partie gemacht zu haben. Krankenschwester Eva setzt alles daran, ihren Chef zu heiraten und Frau Prof. Dr. Fassbender zu werden. Nur Monika, die mittlere Tochter, sträubt sich gegen den vorgezeichneten Weg und entdeckt zudem den Rock ’n’ Roll für sich... QUEERmdbINFO Drehbuchautorin Annette Hess erhielt 2011 und 2013 für ihre (auch international) sehr erfolgreiche ARD-Serie WEISSENSEE (2011-2016) eine Nominierung für den Grimme-Preis, mit dem sie schließlich im dritten Anlauf 2015 ausgezeichnet wurde. Die dritte Staffel, die im Herbst 2015 lief, war gleichzeitig die letzte, an der Hess mitschrieb. Funfact: KU'DAMM 56 spielt vier Jahre nach CAROL (2015) und ein Jahr vor DEM HIMMEL SO NAH (2002) von Todd Haynes. SENDETERMINE VON KU'DAMM 56 LETZTE TV-AUSSTRAHLUNG ZDF: 5. - 9. Juni 2023, 1:50 Uhr/ 3:20 Uhr/ 0:45 Uhr ZDF: 28. April 2022, 1:50 Uhr ... 20.03. - 23.03.2016 (ZDF) TV-Premiere NÄCHSTER SENDETERMIN Aktuell keine Ausstrahlung im Fernsehen geplant. eMail-Benachrichtigung aktivieren SCHWULE FILME UND SERIEN IM FERNSEHEN LGBTVtipps der Woche FILMTIPPS | |||
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