Ausgerechnet Sibirien (2012)
Vom falschen Leben ins richtige
Es gibt Menschen, die leben im falschen Leben, und wenn die das erstmal gecheckt haben und sich im Vorgarten verbutteln und über das richtige Leben meditieren, dann finden die das auch. Und wenn sie dieses neue, richtige Leben leben, dann wird alles so richtig schön. So in etwa und genauso schlicht lautet die Grundthese von AUSGERECHNET SIBIRIEN. Der Mensch, der sich hier auf die Suche nach seinem richtigen Leben macht, ist Joachim Król. Am Anfang des Films ist er mürrisch und in seiner sozialen Kompetenz eingerostet, am Ende ist er der zum Strahlemann gewandelte Glücksguru.
Der zum Verlieben schöne Russe Vladimir Burlakov ist verliebt. In einen Deutschen namens Bernd. Kam zuhause nicht so gut an. Sein Vater nennt ihn Schwuchtel und schlägt auch mal zu. Schon wieder ein falsches Leben. Zum Glück gibt es den Glücksguru Joachim, der das regelt, was zu regeln ist, damit auch Vladimir glücklich sein kann.
Das ist kritisch betrachtet alles ziemlicher Psychokitsch. Das so stehenzulassen ist eigentlich grob fahrlässig. Und man könnte schnell (und richtig) urteilen, dass es sich bei AUSGERECHNET SIBIRIEN um eine (ausgerechnet!) lebensfremde und seichte Schmonzette handelt. Aber, und damit kommt jetzt endlich das ABER und die Begründung für die halbwegs gute QUEERmdb-Bewertung, diese Liebesschnulze verkauft uns diese Kalenderphilosophie auf sehr unterhaltsame und sympathische Art und Weise, dass man sich seinem Charme einfach nicht entziehen kann.
Vielleicht liegt es auch nur am bezaubernden Vladimir Burlakov, der sich hier und da entkleidet und seinen perfekt definierten Oberkörper präsentiert, als wäre es das selbstverständlichste der Welt, dass man in Sibirien am Straßenrand mit nackten Oberkörper eine Mitfahrgelegenheit sucht - als Zeichen für die eigene Ungefährlichkeit. Feuilletonistisch ist das fragwürdig. Aber es geht ja um Glück. Und das kommt manchmal nackt um die Ecke. Oder steht da am Straßenrand und guckt einen liebenswert und unbewaffnet an.