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RBB QUEER: Neue LGBT-Filme ab 24. Juni 2021

RBB QUEER: Neue LGBT-Filme ab 24. Juni 2021

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In den westlichen Medien sind schwul-lesbisch-trans*geniale Themen gerade wieder schwer en vogue - wie jedes Jahr im Juni/Juli. So geht auch Deutschlands erste Queerfilmereihe nicht zufällig am 24. Juni in die vierte Runde. Zum Auftakt zeigt der RBB die französische Sportkomödie DIE GLITZERNDEN GARNELEN mit deutschen Untertiteln als Free-TV-Premiere. Doch wie queer ist der Berliner Sender eigentlich in seiner Spielfilmauswahl außerhalb der Pride-Saison? Unsere Fernsehstudie lgbTVSCAN offenbart wenig Überraschendes.

Einmal im Jahr ist Gayfriendlyness ein omnipräsentes Phänomen. Es ist Pride-Zeit. Medien, Marken und Prominente schmücken sich damit, ihre Unterstützung auszudrücken und Zeichen gegen Trans- und Homophobie zu setzen. Aber natürlich nur in Regionen, wo es ihren Images nicht schadet. LGBT-Kampagnen machen immer wieder an Ländergrenzen halt. Die eigenen Logos als Regenbogen-Motiv gibt es nur, wo "marktspezifische, gesetzliche Regelungen und landesspezifische, kulturelle Aspekte" dies zulassen. So die offizielle Begründung von BMW, den Regenbogen in Absatzmärkten wie Russland oder China zu bannen.

Disney nutzt die Gunst der Stunde und dropt das queer aufgemotzte 101 Dalmatiner (1996)* - Remake CRUELLA mit den Oscar-Gewinnerinnen Emma Stone und Emma Thompson. Und der RBB setzt genau ein Monat vor dem Berliner CSD seine Filmreihe mit schwuler, lesbischer und transsexueller Hauptthematik zur gewohnt mitternächtlichen Stunde fort. Bis auf die deutsche Produktion BONNIE & BONNIE werden alle im englischen, französischen, schwedischen und niederländischen Originalton mit deutschen Untertiteln ausgestrahlt.

RBB QUEER war die erste Reihe dieser Art im deutschen Fernsehen. Medien stoßen auch in Staffel Vier spitze Jubelschreie aus, wenn Sie über die Salzgeber-Programmstrecke berichten. Im ersten Jahr sprach Björn Koll, Filmproduzent und Geschäftsführer der Salzgeber & Co. Medien GmbH, die sieben der insgesamt neun Kinoproduktionen im Verleih hatte (2021 sind es erstmalig alle), dem RBB gar eine Vorreiterrolle zu. Zu unrecht. Denn außerhalb der Pridemonate gehört das Dritte Bezahlfernsehen immer noch zu den TV-Sendern mit einem geringen Anteil von Queerfilmen im Programm, wie die QUEERmdb-Fernsehstudie belegt.

Seit 2017 wird die Queerfilmquote aller deutschen TV-Kanäle erhoben und regelmäßig veröffentlicht. Sie liegt im Schnitt bei gerade einmal drei Prozent mit einer leicht steigenden Tendenz. In den letzten Jahren war sie in der Zeit, wo weltweit für die Rechte von Schwulen, Lesben, Trans- und Intersexuellen demonstriert wird, knapp doppelt so hoch. Im zweiten Corona-Jahr scheint dies nicht der Fall zu sein, wobei abgewartet werden muss, wie sich das TV-Programm im Juli entwickelt. In der aktuellen Woche haben nur ein Prozent aller ausgestrahlten Filme schwule und lesbische Nebenfiguren. Diese laufen im MDR und bei Tele 5. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr betrug die Queerfilmquote vier Prozent (siehe aktuelle Erhebung von Mitte Mai 2021).

Der RBB hatte in diesem Jahr bislang nur eine Free-TV-Premiere (um 23:35 Uhr) mit schwuler Nebenthematik im Programm, zeigte ansonsten ausschließlich Wiederholungen im Nachtprogramm. In die Primetime schafften es immerhin drei Produktionen und zwar DIE LEBENDEN REPARIEREN (2016) mit Xavier Dolans Lieblingsschauspielerin Anne Dorval (im Bild) als lesbische Mutter, DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER (2015) und TSCHICK (216). Keiner der Filme ist wirklich queer, sondern setzt sich nur am Rande mit dem Thema Homosexualität auseinander.

 

 

Und das sind die diesjährigen Queer Cinema - Produktionen bei RBB QUEER

Den Auftakt macht am 24. Juni um 23.15 Uhr die französische Queermödie DIE GLITZERNDEN GARNELEN von Maxime Govare und Cédric Le Gallo. Der Publikumshit, der in Frankreich mehr als 500.000 Zuschauer:innen in die Kinos lockte, erzählt die Geschichte einer schwulen Wasserballmannschaft und ihrer Reise zu den Gay Games nach Kroatien. Trainiert werden die Athleten dabei ausgerechnet von einem Vize-Schwimm-Weltmeister, der wegen eines homophoben Statements von seinem Verband zu dem besonderen Job verdonnert wurde.

24. Juni, 23:15 Uhr: Die Glitzernden Garnelen (2019) | OmU (Französisch mit deutschen Untertiteln)

 

Am 1. Juli geht es um 23:15 Uhr weiter mit der vierten Wiederholung des romantischen Road-Movies BONNIE & BONNIE von Ali Hakim. Die Free-TV-Premiere fand im August letzten Jahres um 22:50 Uhr im Ersten statt. Es folgten Ausstrahlungen auf One (22 Uhr und 0 Uhr) und NDR (23:15 Uhr). Yara lebt mit ihrer albanisch-stämmigen Familie in Hamburg-Wilhelmsburg. Als sie der toughen Kiki begegnet, ist es Liebe auf den ersten Blick. Doch weder ihr konservativer Vater noch ihr Bruder dürfen von der Beziehung etwas wissen. Wie ihre filmhistorischen Vorbilder BONNIE UND CLYDE* müssen Yara und Kiki in die Weite aufbrechen, um ihre Liebe zu leben. Bei der User-Abstimmung zum besten schwul-lesbischen Film 2019 landete das lesbische Liebesdrama mit einer durchschnittlichen Bewertung von gerade einmal 5.8/10 auf Platz 38. Hier findet ihr das komplette Ranking.

1. Juli, 23:15 Uhr: Bonnie & Bonnie (2019)

 

Mit LOLA UND DAS MEER sehen wir am 8. Juli um 23:25 Uhr den Höhepunkt von RBB QUEER 2021, denn es nicht nur eine Fernsehpremiere, sondern gleichzeitig das erste Mal, dass der Film überhaupt in Deutschland gezeigt wird. Wegen der Corona-Pandemie hatte Salzgeber noch keine Gelegenheit, frühere Aufführungen zu organisieren. Das belgisch-französische Familiendrama feierte seine Leinwandpremiere im August 2019 beim Festival du Film Francophone d'Angoulême. Es folgten Veröffentlichungen in Griechenland, den Niederlanden, Polen, Serbien, Schweden, Israel und zuletzt in Spanien, wo LOLA UND DAS MEER seit 18. Juni in den Kinos läuft. Der queere Schauspieler und Autorenfilmer Laurent Micheli erzählt in seinem zweiten LGBT-Film nach EVEN LOVERS GET THE BLUES* die Geschichte der transidenten Lola, die mit ihrem Vater ans Meer fährt, um ihre verstorbene Mutter beizusetzen. Für ihre Darstellung wurde Mya Bollaers als erste trans Person mit dem belgischen Filmpreis Magritte ausgezeichnet. An ihrer Seite spielt der französische Kinostar Benoît Magimel.

8. Juli, 23:25 Uhr: Lola und das Meer (2019) | OmU (Französisch mit deutschen Untertiteln)

 

In diesem Jahr präsentiert das Dritte Programm von Berlin und Brandenburg auch zwei britische Gayfilme. Der erste läuft am 15. Juli um 23.25 Uhr als deutsche TV-Premiere. Die titelgebende Hauptfigur BENJAMIN, ein junger Regisseur in der Sinnkrise, hört den charismatischen, französischen Musiker Noah in einer Londoner Bar singen und verknallt sich sofort. Doch ist Benjamin wirklich bereit für die große Liebe? In der schwulen Romanze des britischen Stand-up-Comedian Simon Amstell glänzen Colin Morgan (LEGEND, THE HAPPY PRINCE) und Phénix Brossard (DEPARTURE) als introvertiertes Liebespaar. Bei der Wahl zum besten LGBT-Film 2020 landete BENJAMIN mit einer fantastischen Durchschnittsbewertung von 7.2/10 auf Platz 13. Das komplette Ranking findet ihr hier.

15. Juli, 23:25 Uhr: Benjamin (2018) | OmU (Englisch mit deutschen Untertiteln)

 

Mit KÜSS MICH können wir am 22. Juli um 23.25 Uhr einen Klassiker des jüngeren, lesbischen Kinos erstmals im Fernsehen sehen. Regisseurin Alexandra-Therese Keining erzählt darin in den warmen Farben des schwedischen Sommers die Liebesgeschichte zwischen Mia, die eigentlich mit Tim verlobt ist, und ihrer neu gewonnen Stiefschwester Frieda. Für beide steht viel auf dem Spiel: feste Beziehungen, Pläne für die Zukunft und der Familienfrieden. Doch ihre Gefühle füreinander trotzen allen Widerständen. Neben Ruth Vega Fernandez (links im Bild) und Liv Mjönes (MODUS - DER MÖRDER IN UNS (2015-2017) ist der schwedische Schauspieler Krister Henriksson, bekannt durch seine Darstellung des TV-Kommissars Kurt Wallander, in der Rolle des Stiefvaters zu sehen. KÜSS MICH war der zweite Spielfilm von Autorin und Filmemacherin Alexandra-Therese Keining. 2015 folgte GIRLS LOST* ebenfalls mit queerer Thematik und einer deutschen Veröffentlichung bei Edition Salzgeber.

22. Juli, 23:25 Uhr: Kyss mig - Küss mich (2011) | OmU (Schwedisch mit deutschen Untertiteln)

 

Am 29. Juli folgt um 23.30 Uhr die romantische Komödie JUST FRIENDS, die in einer holländischen Kleinstadt spielt und ein ungleiches Paar zusammenbringt: Ex-Medizinstudent Yad und Fitness-Junkie Joris. Nach ersten Startschwierigkeiten lassen die beiden zusammen Drohnen steigen, daten stilecht im American Diner und versuchen zu surfen, ohne nass zu werden. In JUST FRIENDS geht es nicht nur um die große Liebe, sondern auch ganz nebenbei um richtige und falsche Zukunftspläne, kulturelle Vorurteile und unverarbeitete Trauer. Ein charmanter Sommerfilm, nicht zuletzt auch aufgrund seiner skurrilen Nebenfiguren. Die QUEERmdb-Leser vergaben bei der Wahl zum DRAMAqueen USERaward 2019 durchschnittlich 7.3 von maximal 10 möglichen Punkten. Mit dieser fabulösen Bewertung landeten die Niederländer auf dem 16. Platz. Der homonormative Filmpreis ging in diesem Jahr an die ungewöhnliche, historische Komödie THE FAVOURITE.

29. Juli, 23:30 Uhr: Just Friends (2018) | OmU (Niederländisch mit deutschen Untertiteln)

 

Den Abschluss der Reihe bildet am 5. August um 23.30 Uhr das ambitionierte Jugend-Drama POSTCARDS FROM LONDON. Regisseur Steve McLean erzählt darin die Geschichte des Kleinstadtjungen Jim (Harris Dickinson), der auf der Suche nach dem ganz, ganz großen Glück nach London kommt und ausgerechnet bei den "Raconteurs" anheuert - einer Gruppe von bourgeoisen Escorts, die sich auf das geschliffene Gespräch vor und nach dem Sex spezialisiert haben. Mit seinem Aussehen könnte Jim es zum Stricher-Star bringen, wenn er bloß nicht immer beim Anblick wahrer Kunst in Ohnmacht fallen würde. McLeans sinnlich stilisierte Romantisierung schwuler Prostitution lässt von Rainer Werner Fassbinders QUERELLE* über Derek Jarmans CARAVAGGIO* bis zu Gus Van Sants MY OWN PRIVATE IDAHO* zahlreiche Anleihen an die queere Filmgeschichte aufblitzen. Bei der IMDb bewerteten die Zuschauer POSTCARDS FROM LONDON trotzdem nur mit lausigen 5 von maximal 10 Punkten. Der ungeoutete, britische Schauspieler Harris Dickinson hatte 2017 mit dem US-Gaydrama BEACH RATS seinen Durchbruch und gewann den Independent Spirit Award für die beste männliche Hauptrolle.

5. August, 23:30 Uhr: Postcards from London (2018) | OmU (Englisch mit deutschen Untertiteln)

 

Alle Filme stehen deutschen Zuschauer:innen bis zu 14 Tagen nach der TV-Ausstrahlung als kostenloser Stream in der ARD-Mediathek bereit.

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