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Marvin (2017) 6.8

Marvin (2017)

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Radikaler Gegenentwurf zu "GOD'S OWN COUNTRY" und anderen schwulen Dorfromanzen

6.8

Anne Fontaine ließ sich für ihren 15ten Spielfilm MARVIN vom tragischen Schicksal des schwulen Bestsellerautors Édouard Louis und seinem autobiografischen Roman DAS ENDE VON EDDY inspirieren. Entgegen der Vorlage fokussiert sie auf den Umgang unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten mit Homosexualität - nicht auf den Titelhelden. Der Widerspruch ist Programm.

Das grobschlächtige Leben in der Provinz ist ein hartes Pflaster für Zartbesaitete, Extravagante und erst recht für androgyne, schwule Jungs. Jedenfalls in der Provinz des Lumpenproletariats, wie die Regisseurin sie aus der Kindheit kennt und hier inszeniert. Da trinkt man mit 13 Bier und wird später hinterm Zirkuszelt entjungfert. Von irgendeiner 13jährigen, die ebenfalls besoffen ist und das erste Mal einfach hinter sich bringen will. Mit 13 gehört man da schon zu den Spätzündern. In der französischen Provinz der Bauern und Sozialschmarotzer, so wie Fontaine sie kennt und inszeniert.

Natürlich muss ein Film verkürzen und ausschneiden - und das macht das kluge Drehbuch von Pierre Trividic und Anne Fontaine ausgezeichnet. Die Sätze purzeln scharf und geistreich aus den Darstellern vor passender Kulisse. Allein, sie bleiben Thesen und ergeben kein rundes, lebendiges Ganzes. Zu archetypisch die Figuren, die Plumpen und die Dandys, die Gönner und die Musen, die Opfer, die Täter, die Retter. Das ist Theater, wie all die melancholische Symbolik - vom abgewandten Abschied bis zur Einsamkeit in jeder Einstellung -, und bleibt hinter den Möglichkeiten eines authentischen Spielfilms.

Und authentisch möchte Fontaine sein, wie die Wahl der Schauspieler zeigt. Grégory Gadebois und Catherine Salée geben die unempathischen Eltern quasidokumentarisch exakt. Gleiches gilt für den gesamten Cast mit Ausnahme der beiden Marvin-Darsteller. Finnegan Oldfield gehört auf eine Bühne, nicht in einen Film. Man kann ihn aus der Ferne bewundern, ein Closeup enttarnt große Talentlücken. Aber darüber lässt sich natürlich streiten (seine César-Nominierung ist ein gewichtiges Gegenargument). Ebenso darüber, warum Isabelle Huppert eine Isabelle Huppert nach Wunsch und Vorstellung der Co-Autoren spielt. Sie spielt alles, aber nicht Isabelle Huppert. Sie ist eine Prominente, die dem Film Beachtung schenken soll. Genau wie die Kunstfigur dem Im-Film-Theaterstück zu Glanz und Gloria verhilft.

Dass MARVIN am Ende trotz aller Schwächen ein künstlerisch anspruchsvolles Gesellschaftsportrait ist, darüber lässt sich offensichtlich nicht streiten. Feuilleton und Zuschauer jubeln. Obwohl Fußball-WM ist, fällt mir das Mitjubeln leicht. Es ist nicht rund, aber für knappe sieben Punkte reicht es allemal. Mindestens Viertelfinale. Und wenn der geneigte Zuschauer nicht nachdenkt, fällt er auch nicht. Über das Schwarz und Weiß in den Abgrund hinein. Wie ein Seiltänzer. Nachdenken macht blaue Flecken.

QUEERfaktor: 10 (Queer-Theorie als Film)
BUNNYfaktor: 6.5 (Theater-Sex)

Johannes Jarchow6.8
Reader Rating: ( 5 votes ) 6.1

MARVIN ist ein queeres Sozialdrama, das lose auf dem autobiografischen Roman DAS ENDE VON EDDY basiert. Regisseurin und Co-Autorin Anne Fontaine verbindet die homophobe und traumatisierende Gewalt, die ein schwuler Junge erleben muss, mit seiner künstlerischer Befreiuung als Schauspieler und Autor an einem Pariser Theater. Und Isabelle Huppert spielt Isabelle Huppert. Ich bin genau wie Sie darauf hereingefallen!

OT: Marvin ou la belle éducation
AKA: Reinventing Marvin · Переосмысление Марвина · Марвин или прекрасное воспитание
Drama (Frankreich)
Thematik: schwul, Coming-Out, Homophobie, alle Tags
Laufzeit: 1 Stunde 55 Minuten
Premiere: 2. September 2017 (Internationale Filmfestspiele von Venedig)
KINOstart: 5. Juni 2018
OmU

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HANDLUNG VON MARVIN
Martin Clement, geboren als Marvin Bijou, ist entkommen. Dem Dorf seiner Kindheit. Der Tyrannei seines Vaters. Der Resignation seiner Mutter. Den Schikanen seiner Geschwister und Mitschüler. Allen, die ihn nicht verstehen wollten, weil er anders war als sie.

Aber es gab auch Verbündete. Seine Lehrerin Madame Clement, die ihm die Welt des Theaters zeigte und deren Namen er voll Dankbarkeit annahm. Den Schriftsteller Abel Pinto, der ihn ermutigte, seine Geschichte aufzuschreiben. Und die Schauspielerin Isabelle Huppert, die sein Lebensstück mit ihm auf die Bühne bringen will.

Martin wird für diese Aufführung alles risikieren. Sie soll zum endgültigen Zeugnis seiner Neuerfindung werden.

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ERWARTETE ANZAHL VON TV-AUSSTRAHLUNGEN
Ausstrahlung im Fernsehen ungewiss.

CAST VON MARVIN*
Finnegan Oldfield (Marvin Bijoux/Clément) ♂♂
Jules Porier (Marvin als Kind) ♂♂
Charles Berling (Roland) ♂♂
Vincent Macaigne (Abel Pinto) ♂♂
Sharif Andoura (Pierre) ♂♂
Roman Kané (Pianist) ♂♂
Isabelle Huppert ("Isabelle Huppert")
Grégory Gadebois (Dany Bijoux)
Catherine Salée (Odile Bijoux)
Yannick Morzelle (Gérald) h
India Hair (Vanessa Bijoux)
Timéo Bolland (Rémy Bijoux)
Catherine Mouchet (Madeleine Clément)
Luna Lou (Angélique)
Lorenzo Lefèbvre (François)
Cécile Rebboah (Madame Carolus)

Regie: Anne Fontaine
Drehbuch*: Pierre Trividic und Anne Fontaine
*freie Adaptation des Romans DAS ENDE VON EDDY von Édouard Louis ♂♂

♂♂ schwul · h homophobes Arschloch

QUEERmdbFAQs*
Die 1959 in Luxemburg geborene Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin Anne Fontaine verhandelt in ihren Filmen immer wieder queere Themen. 1996 isnzeniert sie eine Episode für die mittlerweile 12teilige Kurzfilmreihe DIE LIEBE NEU ERFINDEN (1996-2002) (L'@mour est à réinventer), die sich um das Leben schwuler Männer und lesbischer Frauen im Zeitalter von AIDS dreht. Fontaines erstes LGBT-Drama EINE AFFÄRE ZU DRITT (1997) (Nettoyage à sec) ist heute ein Klassiker des Queer Cinema. Das vielbeachtete Erotikdrama NATHALIE mit Emmanuelle Béart als titelgebende Hauptfigur und lesbischem Subtext als Beilage feiert 2003 seine Premiere beim Toronto International Film Festival. Neben Béart glänzen Fanny Ardant und Gérard Depardieu in weiteren Rollen. Auch mit DAS MÄDCHEN AUS MONACO (2008) und TAGE AM STRAND (2013) durchbricht Anne Fontaine den heteronormativen Mainstream.

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