DRAMAqueen USERaward 2022: Die besten LGBT-Filme und -Serien des Jahres

In THE RETREAT – NO WAY OUT macht ein lesbisches Liebespaar Urlaub fernab der Zivilisation, was in Horrorfilmen stets eine schlechte Idee ist und natürlich böse endet. Schon bald sind sie auf der Zielscheibe wertkonservativer Idioten und laufen waldwärts um ihr Leben. Das beste an der kanadischen Indie-Produktion ist leider sein für Genrefans durchaus vielversprechender Trailer und die wundervolle Susanne Sundfør im Abspann. Homophobie bleibt als Motiv schwammig, Spannung kommt nie so richtig auf, und das Abschlachten findet trotz FSK 18 fast immer außerhalb der Kamera statt. Da hilft es auch wenig, dass die Hauptrolle mit Tommie-Amber Pirie (rechts im Bild) und Vorsatz queer besetzt wurde. THE RETREAT hat sich den Negativpreis der QUEERmdb-User mühsam erkämpft. Ob es Überlebende gibt, wird nicht verraten. Herzlichen Glückwunsch! Oder so.

Die Top Ten wird in diesem Jahr von der ersten schwulen RomCom eines großen Hollywoodstudios eingeläutet. Kommerziell war BROS für Universal weltweit ein Fiasko. Nicht einmal drei Monate nach dem Kinostart wurde der DVD-Release für Januar angekündigt und dann wieder ohne Ersatztermin gestrichen, so dass man BROS zurzeit nur streamen kann. Die "wenigen" Zuschauer (in Deutschland immerhin über 50.000) feiern die durchweg mit LGBTIQ-Schauspieler:innen oder -Unterstützer:innen besetzte Queermödie umso mehr. Das zukünftige Paar, um das sich alles dreht, sind der Co-Drehbuchautor und Comedian Billy Eichner und der heiße Kanada-Import Luke Macfarlane (BROTHERS & SISTERS (2006-2011)). Und offensichtlich können wir hinter der deutschen Tagline auf dem Poster einen Punkt setzen: Sie sind hart genug für die Liebe und erreichen mit einer standhaften Durchschnittsbewertung von 7.4 Platz 10 im Jahresranking.

Ganz und gar nicht komisch geht es mit Platz 9 weiter. ANIMALS - WIE WILDE TIERE ist inspiriert vom ersten homophoben Mord in Belgien. Im April 2012 wurde der schwule Muslim Ihsane Jarfi von vier Männern gefoltert und getötet. Er stieg nach dem Besuch eines Gayclubs in Lüttich in ihr Auto. Die Täter wurden mittels Handydaten überführt und zu lebenslanger bzw. 30-jähriger Haft verurteilt. Ihsane Jarfi wurde nur 32 Jahre alt. ANIMALS zeichnet in drastischen Bildern die letzten Stunden seines Martyriums nach. Zwei Tage nach dem deutschen Kinostart im Juni kamen in Oslo zwei Menschen bei einem LGBT-feindlichen, islamistischen Anschlag auf einen Queer-Club ums Leben. Daraufhin wurde die Pride-Parade offiziell abgesagt. Es fand dennoch eine Demonstration mit tausenden Teilnehmern statt.

TWITTERING BIRDS NEVER FLY: DON'T STAY GOLD ist der erste Anime, der es beim Jahresranking in die Top 10 geschafft hat. Sein Vorgänger TWITTERING BIRDS NEVER FLY: THE CLOUDS GATHER erhielt bereits eine sehr gute Durchschnittsbewertung von 6.7 und ließ bei Kazé Deutschland die Kasse klingeln. Die zweite Verfilmung der schwulen Manga-Reihe rückt nun zwei Nebenfiguren in den Fokus. Die heimliche Flamme eines Mafiabosses, der Arzt Kageyama, rettet einen jugendlichen Ex-Sträfling aus den Fängen der Yakuza und verführt ihn. Bei einer Laufzeit von gerade einmal 23 Minuten muss er sich da beeilen. Zwei weitere Fortsetzungen sind bereits angekündigt. Die 7-teilige Manga-Reihe ist in deutscher Übersetzung* seit Februar letzten Jahres vollständig.

BREAKING FAST erzählt die Geschichte des schwulen Muslims Mo, der gerade von seinem Freund Hassan für eine Scheinehe mit einer Frau verlassen wurde. Da steht auch schon der nächste Kandidat auf der Matte, ein Ungläubiger ohne Karriere und Nassrasierer. Hauptdarsteller Haaz Sleiman, geboren 1976, aufgewachsen im Libanon, mit Anfang 20 in die USA emigriert, mit 40 Jahren öffentlich geoutet, spielte in ETERNALS den Lebensgefährten des ersten schwulen Marvel-Superhelden Phastos (Brian Tyree Henry). Sleimans Crush kennt der eine oder die andere vielleicht aus der FOX-Serie O.C., CALIFORNIA (2003–2007)*. BREAKING FAST räumte auf zahlreichen LGBT-Festivals Auszeichnungen ab, darunter sechs Publikumspreise. Für eine DRAMAqueen hat es nicht gereicht - nicht traurig sein!

Der ehemalige Turmspringer Victoras ist Anfang 20 und lebt mit seiner Großmutter in der griechischen Küstenstadt Patras. Als seine Großmutter unerwartet stirbt, fasst Victoras sich ein Herz: Er steigt in ihren alten Audi und bricht nach Deutschland auf, wo seine Mutter lebt. Auf der Fähre trifft er den abenteuerlustigen Deutschen Mathias – und lässt sich überreden, ihn auf seiner Reise mitzunehmen. Natürlich rappelt es im Karton. Mathias wird gespielt vom Berliner Multitalent Anton Weil (rechts im Bild), der seit knapp zehn Jahren Songs und Musikvideos veröffentlicht. SPRUNG INS KALTE WASSER feierte beim australischen Mardi Gras Film Festival seine Weltpremiere. Nächste Woche springen wir auf die Plätze 5 bis Drama! Drama!