DRAMAqueen USERaward 2021: Die 10 besten schwul-lesbisch-trans*genialen Filme des Jahres

Mit der schrägen Romantischen Komödie KAJILLIONAIRE der offen heterosexuellen Autorinfilmerin, Schauspielerin, Künstlerin und Musikerin Miranda July sind wir bereits beim höchstplatzierten lesbischen Spielfilm angekommen und damit bei der DRAMAqueen in ebendieser Kategorie. Eine dysfunktionale Gaunerfamilie aus Mutter-Vater-Tochter trifft auf die faszinierte Latina Melanie, die schon immer einmal ein großes Ding drehen wollte. Während die vier durch allerlei Trickbetrügereien zu Geld kommen, verliebt sich Melanie in die vernachlässigte Tochter mit dem seltsamen Namen Old Dolio, die von der bisexuellen Schauspielerin Evan Rachel Wood verkörpert wird. Die Annäherung gestaltet sich allerdings mehr als schwierig, denn Old Dolio ist es nicht gewohnt, berührt zu werden. Und das ist bei aller Skurrilität das eigentliche Thema von KAJILLIONAIRE. Komik ist Tragik in Spiegelschrift, was selten so gestimmt hat wie in diesem Film. Miranda July gelingt der Spagat aus Sozialdrama, Satire und Liebesfilm und holt aus allen Genren das Beste heraus. KAJILLIONAIRE gewinnt die DRAMAqueen für die schönste lesbische Lovestory des Jahres.

Für ihre erste Langzeit-Dokumentation, die auch ihr Master-Abschlussfilm an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf war, lebte Regisseurin Therese Koppe ein Jahr lang mit zwei 81-jährigen lesbischen Künstlerinnen im Kunsthof Lietzen, um ihr Leben, Lieben und kreatives Schaffen in der DDR zu reflektieren. Mit 1.400 verkauften Tickets gehörte IM STILLEN LAUT im Corona-Kinojahr 2020 zusammen mit der stärker noch auf die queeren Aspekte fokussierten Dokumentation UFERFRAUEN - LESBISCHES L(I)EBEN IN DER DDR zu den zehn erfolgreichsten Filmen mit schwul-lesbischer Hauptthematik. Die Anzahl der Stimmen beim DRAMAqueen-Voting hat aber nicht ausgereicht, um 2020 berücksichtigt zu werden. Erst die DVD- und Stream-Veröffentlichung im April 2021 brachte den notwendigen Schub und ein hervorragendes Ergebnis - das zweitbeste eines LGBT-Dokumentarfilms in diesem Jahr.

Das Gefängnisdrama DER PRINZ basiert auf einem lange verschollenen und als Sexploitation-Schundliteratur verschrienen Roman, der parallel zum Film erstmals in deutscher Übersetzung* ebenfalls bei Salzgeber erschien. Twentysomething Jaime steigt in einem chilenischen Knast der 1970er zum Liebling des Zellenboss' (Alfredo Castro, links im Bild) auf. Zwischen den beiden entwickelt sich mitten im harten Gefängnisalltag eine zarte Liebe, die bald mehr als nur ein Zweckbündnis ist. DER PRINZ wurde von der italienischen Filmkritikervereinigung als einer von sieben internationalen Spielfilmen ausgewählt, die im Rahmen der Internationalen Kritikerwoche der Filmfestspiele von Venedig debütieren durften. Dort gewann Autorenfilmer Sebastián Muñoz auch den LGBT-Filmpreis Queer Lion. Es ist damit der zweite Queer Lion für einen Film mit Alfredo Castro. CARACAS, EINE LIEBE gewann 2015 die Auszeichnung und bekam bei den QUEERmdb-Lesern eine Durchschnittsbewertung von 7.0, was nur für Platz 22 reichte. Das komplette DRAMAqueen-Ranking von 2016 findet ihr hier.

SOMMER 85 ist ebenfalls eine Romanverfilmung. Die fortschrittlich queere Coming-of-Age-Erzählung TANZ AUF MEINEM GRAB* des britischen Kinder- und Jugendbuch-Schriftstellers Aidan Chambers erschien 1982 und faszinierte François Ozon so sehr, dass er mit 18 Jahren eine erste Drehbuchfassung dazu schrieb. 35 Jahre später wurde diese die Grundlage für seinen 19. Film. Passend zu den 1980ern ließ Ozon auf klassischem Super 16-Film drehen. In Frankreich war SOMMER 85 trotz einer vielversprechenden Startwoche kein kommerzieller Kinohit. Die gut 364.000 Kinobesucher reichten nicht, um die Produktionskosten von ca. 6 Mio. Euro einzuspielen. In Deutschland war das Jugenddrama 2021 der viert erfolgreichste Kinofilm mit queerer Hauptthematik, ließ aber mit einer Durchschnittsbewertung von 7.9 die drei zuschauerstärksten Filme hinter sich. Im November erschienen DVD, Blu-Ray und Stream bei Capelight Pictures.