Shortbus (2006)
Sex als Grande Solution
Es geht um mehr als nur Sex. Sex ist hier nicht Mittel zum Zweck, Sex wird hier als „Grande Solution“ behandelt, also jedenfalls guter Sex. Der Varieté-Club Shortbus, der als Heimstadt für alle Begabten und Behinderten New Yorks steht, ist Dreh- und Angelpunkt.
Hier trifft man auf die junge, beziehungsunfähige Domina Severin, die mit ihrer Polaroidkamera, peinlich anzügliche Bilder der Stadt und von Menschen in alltags- und emotionsgeladenen Situationen macht. Die verheiratete Sexualtherapeutin Sofia, die mit ihrem Mann Rob zwar artistische Sexualpraktiken ausübt, aber noch nie einen Orgasmus hatte. Von Beckenbodenübungen bis hin zu einem elektrisch vibrierenden Ei, das sie sich in ihre Grauzone einführt, versucht sie fast alles, um dem immer entschwindenden Orgasmus hinterher zu hecheln. Dennoch geht gerade die Eiergeschichte in die Hose. Rob, der die Fernbedienung zur Hand hat, verlegt diese kurzerhand im Shortbus und auch hier kommt es zum Eklat, der einem Vulkanausbruch gleicht.
Genau solche Momente werden dann auch noch mit der richtigen Musik untermalt. Wenn Scott Matthew ein Cover von „This piece of poetry is meant to do harm“ singt und Sofia mit einem Kunstplastikbein auf den vibrierenden, rosa Dildo auf der Straße vor dem Shortbus eindrischt, dann sind das emotionale Momente, die mit den Schauspielern sehr gut inszeniert sind und abwechselnd Lachen machen und nachdenklich stimmen.
Hier wird Liebe zum Trauma und Eifersucht zur Befriedigung der Triebe, etwa wenn sich der Lektor Caleb in die Dreierromanze von Jamie, James und Ceth einmischt und dabei sogar handgreiflich wird. Denn auch eine schwere Tragik zieht sich schleichend, bis zum Höhepunkt spitzend, durch die Handlung. Der depressive James sucht schon eine Weile nach seinem eigenen Nachfolger für seinen Partner Jamie. James stürzt sich dann mit einer Überdosis Medikamente in den Pool des lokalen Schwimmbades, wo er als Rettungsschwimmer arbeitet.
Am Ende geht einfach das Licht aus. Und es ist die Stille und die Dunkelheit, die durchbrochen vom Kerzenschein Antworten, Lösungen und Rettungen bringt. Fern von der Hektik und dem flamboyanten Lebensstil aller Beteiligten, lag hier vielleicht die ganze Zeit der Schlüssel für die Probleme aller.
QUEERfaktor: 10 | BUNNYfaktor: 10